Nebenberufliche Landratskandidatur — nicht einfach …
Der Sonntag ist der Landratskandidatur gewidmet — dabei darf es ja ruhig auch mal ein bisschen gemütlich sein … Heute habe ich die vielen Hinweise zu meinem Wahlprogramm eingearbeitet, die ich von den Genossinnen und Genossen aus dem Erzgebirge bekam. Und ich habe mich auf die Nominierungsveranstaltung vorbereitet, die diese Woche ansteht. Ja, die Aufregung steigt.
Mir fällt gerade jetzt ganz besonders auf, wie schwer es ist, aus einer Beschäftigung heraus zu kandidieren. Im Grunde kann ich nicht viel jammern, denn jetzt, da es in die heiße Phase geht, gibt mir mein Arbeitgeber die Freiheit, Termine wahrzunehmen, vor Ort präsent zu sein. Klar muss man dann all die anderen Dinge nach Feierabend abarbeiten, die getan werden müssen. Aber ich habe auch ein Maß an Freiheit, welches andere nicht haben.
Andere müssen für einen Wahlkampf Urlaub beantragen, weil sie sonst von vornherein keine Chance haben. Dann viele Termine am Wochenende zusätzlich zum Job. Da frage ich mich ernsthaft, ob die tatsächlichen Hürden für eine solche Kandidatur nicht zu hoch sind, als dass sie von Jederfrau/Jedermann genommen werden können. Es ist alles geregelt, wie man Kandidatin oder Kandidat werden kann. Aber die tatsächliche Realisierung ist meiner Meinung nach eine demokratisches Problem.
Mein Partei verfolgt den Ansatz, dass Menschen aus dem normalen Leben in Politik mitmischen sollen. Wir realisieren das auch mit unseren KandidatInnen für die Kommunalwahlen, für kommunale Ämter, auf Landeslisten zur Landtags- und Bundestagswahl.
Gerade jetzt, da ich die andere Seite des Wahlkampfes, die Kandidatur selbst erlebe, kann ich allen unseren Leuten nur Respekt zollen, die aus einer normalen Beschäftigung heraus kandidieren. Es ist ein unglaublicher Organisationsaufwand und man muss schon sehr mit dem Herzen dabei sein, um Wochenenden und Freizeit für den Wahlkampf zu opfern oder gar den Jahresurlaub.
Dass mich niemand missversteht, ich habe unglaublichen Spaß an meiner Kandidatur. Aber mich macht schon der Umstand nachdenklich, wie Menschen das auf die Reihe kriegen soll, die weniger berufliche Freiheiten haben wie ich. Hier ist ein Umdenken dringend nötig! Und es müssen da Stellschrauben gedreht werden bis hin zur Gesetzgebung. Warum gibt es für KandidatInnen nicht auch die Möglichkeit der Freistellung wie für die Ausübung im Amt?
Und jetzt: Restsonntag genießen!