Jugendhilfe, Flüchlingssupport — alles konkret, richtig und gehört gewürdigt und unterstützt!!!
Heute morgen habe ich mit VertreterInnen des Kreisjugendringes getroffen und mit VertreterInnen der Jugendhilfe im Erzgebirge. Warum habe ich das gemacht? Ich habe oft das Gefühl, dass über Jugendliche gesprochen wird statt mit Ihnen — genau das machen aber die VertreterInnen der Jugendhilfe. Jeden Tag. Mit viel Leidenschaft. Aber unter nicht einfachen Bedingungen.
Und es war tatsächlich ein Beritt durch alle wichtigen Punkte. Am wichtigsten finde ich, dass mir die Leute heute morgen bestätigt haben, dass das Vorurteil: “Junge Menschen wollen sich nicht beteiligen” schlicht und ergreifend falsch ist.
1. Wie kann man Beteiligung organisieren?
Jugendparlamente sind als Strukturen zu hierarchisch und können nicht wirklich etwas bewirken. Sie sind unattraktiv für junge Menschen. Deshalb haben wir gemeinsam eher in eine Richtung diskutiert, die sehr ortsbezogen angelegt ist, projektbezogen und auf einen bestimmten Zeitraum. Somit ist der Wille der Kommune entscheidend, um erfolgreich zu sein.
Weiterhin wurde verdeutlicht, dass BürgerInnenversammlungen nicht erst dann stattfinden sollen, wenn es irgendwo brennt, wie z.B. beim Thema Asyl, sondern sie sollte Bestandteil permanenter politischer Kultur sein.
Hierbei ist es wichtig darauf zu achten, dass solche Versammlung auch so “beworben” werden, dass die Mehrheit etwas davon mitbekommt und es sollte kontrovers zugehen können.
2. Den Stellenwert von Jugendarbeit und Berücksichtigung der Interessen Jüngerer könnte ein Baustein sein, dem Fachkräftemangel entgegen zu wirken.
Das könnte funktionieren, indem Beteiligung sichergestellt wird und damit die Vorstellungen der Jüngeren einfließen können. Wenn der Kreis sich hier öffnet, könnte es den positiven Effekt geben, dass die Jüngeren hier bleiben. Logischerweise gehören weitere Rahmenbedigungen dazu. Aber diejenigen, die hier verankert sind und sich engagieren, entscheiden sich weniger leicht dafür, das Erzgebirge zu verlassen.
3. Befragungen junger Menschen ernst nehmen
Die Orbit — Studie war ein ehrenwerter Versuch, allerdings sowohl für Träger als auch Jugendliche so kompliziert vorbereitet, dass die Antworten vermutlich nur teilweise repäsenativ sind. Ewig lange Fragebögen verleiten dazu, diese weniger konzentriert zu beantworten. Weiterhin hatten sogar Eltern Schwierigkeiten ihre Kinder bei der Beantwortung der Fragen unterstützen.
Die Werkstätten und Gespräche, die ihm Rahmen der Studie stattgefunden haben, empfanden die VertreterInnen der Jugendhilfe als einen ersten guten Schritt. Allerdings ausbaufähig.
4. Mobilität ist und bleibt eine essentielle Frage für jungen Menschen und das ÖPNV — Netz ist ein wichtiger Faktor für junge Menschen.
5. Präventionen und Aufklärung zu Drogen …
muss ausgebaut werden. Derzeit gibt es noch zu wenige Suchtberatungsstellen. Weiterhin braucht es Beratungsstellen, deren Zugangsbarrieren gering sind. Auch die Schulen sind gefragt, weil dort derzeit das Problem schlicht und ergreifend negiert wird. Sowohl Präventionsarbeit, als auch konkrete Beratung wären hier dringend nötigl.
6. Antragswirrwarr entwirren und die Zusammenarbeit mit der SAB vereinfachen.
Für die Träger der Jugendhilfe geht viel Zeit drauf, um Projektförderungen zu beantragen und die nötigen Nachweise beizubringen. Weiterhin wechseln die Ansprechpartner ständig bei der SAB und die bewilligten Gelder kommen zu spät. Gerade für kleine Träger sind Finanzlücken von 15.000 Euro nur sehr schwer zu überbrücken. Die eigentliche Arbeit der Träger leidet unter diesen Bedingungen.
7. Jugendarbeit darf nicht von der Hauptamtlichkeit in den ehrenamtlichen Bereich verlagert werden.
Ich danke den VertreterInnen vom flexiblen Jugendmanagement und agenda alternativ, dass sie ihren Samstag vormittag geopfert haben, geduldig mit mir waren und mich mit einem ganzen Haufen Infos versorgt haben.
Heute Nachmittag war ich mit ein paar Leutchen von der LINKEN beim Flüchtlinge Willkommen Picknick in Zschopau. 200 Menschen haben gemeinsam geschwatzt, Kaffee und Kuchen gegessen, Fußball gespiel, syrischen Tee getrunken und einen wirklich schönen Nachmittag verbracht. Nachdem es nun immer wieder so viele negative Berichte gegeben hat zu Asylpolitik auch im Erzgebirge, fand ich es persönlich schön, diesen Kontrapunkt zu sehen. Das macht Mut.
Weniger Mut macht, dass sich zeitgleich Pegidisten in Zschopau versammelt haben und durch die Stadt gelaufen sind. Es macht schlichtweg wütend. Die Unterstellungskultur und auch die Ungleichwertigkeit von Menschen, die bei Pegida kursieren, machen fassungslos.
Es braucht mehr Willkommensinitiativen, denn nur der persönliche Kontakt befreit von Ressentiments und Vorurteilen. Und sonst befreit Lesen von falschen Behauptungen.
Den Tag habe ich in Schwarzenberg ausklingen lassen. Stadtbummel und auch noch eine Diskussion zum Mindestlohn. Konkret ging es darum, dass viele UnternehmerInnen einfach die Stunden kürzen und der bürokratische Aufwand enorm ist.
Morgen geht es Wandern 😉