DIE LINKE. gestalten. Herausforderungen einer Mitgliederpartei – Kurzfassung
Vorweg
Wir erheben mit unseren Ideen weder einen Anspruch auf Vollständigkeit, noch darauf, dass sie einzig gültig wären. Aber wir hoffen, mit diesem Kondensat unseres o.g. Papiers, anhand konkreter Beispiele zu einer zielorientierten Debatte beizutragen.
Veränderung der Partei seit 2007:
Rückgang der Mitgliederzahlen von 13.280 auf 8.100
In den letzten drei Jahren: fast 1.000 neue Mitglieder sind zu uns gestoßen
Verteilung der Neueintritte: 2/3 Stadtverbände 1/3 Kreisverbände
Augenmerk seit längerem auf Regionen, in denen Verankerung vor Ort abnimmt, u.a. durch:
— Landesentwicklungskonzept Aleksa 2030
— Zentrale Unterstützungsstrukturen für den ländlichen Raum, bspw. bei Materialerstellung, Plakatier- & Materiallogistik durch die Landesgeschäftsstelle
— Diskussions- und Austauschräume auch für nicht fest angebundene Genoss*innen und Sympathisant*innen wie bspw. die offenen Programmwerkstätten zur Erarbeitung von sächsischen Änderungsanträgen zum Bundestagswahlprogramms
— Andockstellen für Parteierleben und Kampagnenteilnahme jenseits klassischer Parteitstrukturen (Mentoringprogramm, Praktika, Tag der Mitglieder, regionale Wahlkampfsschulungen)
— Qualifizierung der (Neu-)Mitgliederarbeit durch zentrale Unterstützungsstrukturen der Landesgeschäftsstelle
Trotz großer Anstrengungen, vor allem durch die Kreisverbände mit Unterstützung des Landesverbands und trotz stellenweise beachtlicher Ergebnisse in Mittelzentren haben wir das Wegsacken der Partei gerade im ländlichen Raum noch nicht aufhalten können.
Es wird ohne mutige Schritte, die wir gemeinsam und auch solidarisch zwischen Stadt und Land tragen müssen, nicht funktionieren. Hier darf es nicht um machtpolitische Auseinandersetzungen gehen. Deswegen möchten wir noch einmal konkret und praktisch werden.
1. Alte Gewohnheiten durchbrechen:
- Denkmuster jenseits Parteizeitung, Bürger*innenbrief und institutionalisierter Veranstaltung vor Ort ermöglichen
— Entlastung von Genoss*innen (mehr Personen auf Aktivenbereiche verteilen um allen mehr Luft zum Atmen zu geben). Das bringt auch sehr engagierten mehr Möglichkeit, sich im außerparteilichen Rahmen als Multiplikator*innen einzubringen.
2. Klare Haltung zeigen:
- in verständlicher Form vermitteln statt Scheindebatten
— deutliche Positionierungen zu realistischen und vermeintlich unrealistischen Themen auch jenseits von Wahlen
— Verständliche und breit verfügbare Formate ausbauen
3. Innerparteiliche Beteiligung und Demokratie stärken
- Basisdemokratischen Anspruch durch mehr Mitgliederbefragung und –entscheide leben und zum Alltag machen: Einbeziehung der Mitgliedschaft bei personellen und inhaltlichen Richtungsentscheidungen
- Dezentrale Veranstaltungsformate, Workshops zu einzelnen Themen und Schwerpunkten auch zwischen den Wahlen
- Ausbau des Wissenstransfers in die Partei durch Abbau von organisatorischen Wissenshoheiten und Schulungen der Mitglieder
- Mitglieder und Sympathisant*innen mit Expert*innenwissen stärker in Erarbeitungsprozesse einbinden, auch wenn sie keine Ämter und Mandate haben. Wir brauchen ihre Professionalität unabhängig von der persönlichen Funktion innerhalb der Partei.
- Auch externe Kritiker*innen einbeziehen, die inhaltliche Positionierung, deren Vermittlung kritisch betrachten
- Projektorientierte Denkwerkstätten als programmatischen Erarbeitungsraum für parteiinterne und externe Wissensträger*innen
- „Buddy“-Programm – Patenschaftvermittlung zwischen bestehenden und Neumitgliedern, mit inhaltlichen Überschneidungen.
- Fortführung und Ausbau bewährter Programme (Mentorinprogramm, Sommerakademie, Wahlkampfworkshops, Tag der (Neu-)Mitglieder,…)
- Zurückhaltung aufgeben: Programmatische Debatten wieder vorantreiben
4. Solidarität zwischen Stadt und Land
- Verstärkte Zusammenarbeit zwischen Stadt und Land bei der Kampagnenführung und politischen Arbeit
- Solidarischer Lastenausgleich zur Sicherstellung der politischen Arbeit im ländlichen Raum
5. Kampf um die Dörfer
- Direkte Präsenz
- Zuhören
- Die Landtagsfraktion drängen, ihre Arbeit mehr zu regionalisieren, um zielgenauere Angebote zu unterbreiten.
- Sprechfähigkeit derer ausbauen, die vor Ort gehen wollen und vor Ort sind
- Genoss*innen, die gute Mulitplikator*innen sind und gern die Kommunikation vor Ort führen wollen, dafür frei stellen.
6. Feedback aufnehmen
Auch in Reaktion auf unser Papier haben wir bereits Rückmeldungen erhalten. Bislang ausschließlich positiv und an einigen Stellen sogar mit wirklich tollen Ideen, zur Ergänzung. Deutlich wurde hier beispielsweise, dass wir an der viel beschworenen Digitalisierung nicht vorbei kommen.
Punkte, die wir andenken müssen oder sogar schon ausprobieren sind dabei:
- elektronische Abstimmungen auf Parteitagen
- eine übersichtlichere Onlinebibliothek, die aktuelle Beiträge zu bestimmten Themen abrufbar vorhält
- Möglichkeiten zur innerparteilichen Debattenteilnahme auch auf Parteitagen, für die, die sich nicht trauen, an ein Mikro zu treten
- Die Arbeit im Parlament überdenken. Fokus weniger auf parlamentarische Arbeit allein, sondern mehr darauf, wie diese nach außen getragen werden kann.
- Generell bissiger werden auf allen Ebenen.
- Auch das Undenkbare fordern.
- Ländlichen Raum sehr differenziert betrachten, in der Ansprache in den Möglichkeiten.
- Im Rahmen unserer inhaltlichen Arbeit auch Angebote entwickeln, die deutlich machen, dass wir uns als Partei kümmern. Dabei Fokus darauf, was Menschen in ländlicheren Regionen und kleineren Orten in Sachsen konkret helfen könnte (Beratungs- und Hilfsangebote).
- Kritik an der LINKEN oder an „Zuständen vor Ort“ aufnehmen und diese in parlamentarische Arbeit und unsere politischen Forderungen einbauen.